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Capten Photon und die Meteoriten des Todes

Ich fuhr die Autobahn hinunter nach Stuttgart. Autobahn. Wenn man sich einmal daran gewoehnt hat ist sie nichts besonderes, aber die Strassen sind um einiges schmaler und die Autos schneller als in den Staaten. Zum Glueck gibt es keinen Cadillac Fahrer der zugleich eine Zeitung liest, der sich ueberlegt ob er nun den Kaffee zu seiner rechten oder die halbe Liter grosse Cola Becher zu seiner linken nun trinken soll, um Sekunden spaeter seine nasse Hose sich mit der Zeitung zu trocknen. Tatsaechlich werden die Anzahl der Becherhalter im Auto in dem selben Atemzug genannt wie PS und Zylinder. 240 horsepower, automatic seat moving system and 25 cup-holders. Gut, dass es noch keine Burgerholder mit Ketschupdispensor gibt - waere ein Hit. Endlich nach 2 Stunden war ich in Ludwigsburg angekommen. Haliho.

Wir werden Dr.Dark bekommen. Wo ist mein Drink?

Ich sah zwei Typen vor einer Industriegebaeude sitzen. Anscheinend machten sie gerade eine Pause. Sehr verdaechtige Gestalten. Ein grosser Typ mit langem roten Haar mit Kinnbart - im alten Stil der ZZ Top - und einem schwarzen T-shirt im Heavy Metal Look. So was konnte nur ein Regisseur sein. Eltern mit kleinen Kindern wuerden beim ersten Anblick die weite Ferne suchen. Neben ihn, ein Typ mit einer kurzen, schwarzen und sehr engen Hose. Wie ein Geist tauchte noch ein dritter duenner Typ auf. Er sprach gar nichts, hatte ein seichtes Laecheln auf seinen Lippen. Im Warteraum war noch einer in kurzen Hosen. Jack Photon und Jim, zwei Weltraumhelden. Ich kannte sie kaum zwei Minuten, konnte doch nicht verkneifen zu frage, wie es sich so fuehlte in so einem Outfit zu steckten. Es stellte sich heraus, dass sie beide zufaellig die engen schwarzen Schwimmhosen dabei hatten, die sie eben kurzfristig zu Hot Pants umwandelten. Sie hatten darunter noch ihre Unterhosen an, um die Spannung gleichmaessig zu verteilen und den Anblick der Hosen Kameratauglicher zu machen.

Planet Darkonia ist nicht weit

Ursula nahm gleich Masse fuer ein Riesenkragen der mir verpasst werden sollte. Dann am naechsten Morgen kam mein Bart. Astrid, die Maske, stellte auf dem Hof der Filmakademie ein Stuhl auf, um dort mein Make-up zu erstellen. Das erregte einiges Aufsehen. Aber ich sagte mir, wenn andere Filmstudenten beeindruckt vom Make-Up waren, dann war es doch zumindest nicht schlecht, oder? Nur dieser Bart begann nach einer Weile zu jucken. Die Kantine hatte nur diese Makaronies in Tomatensauce. Klingt wie ein vorgeplanter Unfall. Ich schob vorsichtig diese roten Farbbomben in mein Mund und erwischte dabei so einiges. Ich hatte ein paar Baerte erwischt, die sich in meinem Mund zu einer Einigkeit mit den Nudeln und der Tomatensauce waelzten und heruntergewuergt werden musste. Eine Katze spuckte ja kleine Wollkugeln heraus, die sie von ihrem eigen Fell hatte, oder? Mein Teller war Leer. Danach fuhren wir ins Studio, ohne Astrid, weil sie fuer ein anderes Projekt arbeiten musste. Mein Bart durfte ich von nun an nicht mehr beruehren - sie juckte derweil wie verrueckt. Ich dachte an Planet der Affen und Godzilla Filmen, wo die Schauspieler sich den ganzen Tag total zugepanzert in ihren Kostuemen verbringen mussten. Kein Qual, kein Ruhm. Ich hatte deren Drehbuch gelesen und musste unbedingt den dunklen, verdaechtigen Charakter Dr. Dark spielen.

Darkonier greifen uns an

Also, nun, endlich. Dreharbeiten. "Splatter" Heinze, der mit dem roten Bart und Berni, der Stille waren Regisseure dieses Projekts. Sie wollten eine Hommage zu Flash Gordon drehen, eine SF Serie, die zu Zeiten der Schwarz Weiss Filme gedreht worden ist und somit der Adam und Eva der SF war. Raumschiffe flogen durch die Luefte an Leinen, Landungen auf Monden, die aus Pappe, Gibs und Papier erstellt worden waren wie in guten alten Zeiten.

Das Set war zum Teil nicht fertig. Raumschiffe, die sie erbaut hatten, mussten noch hier und dort ihren letzten Schliff bekommen. Das Warten mit dem Bart und dem Riesenkragen war nicht leicht und ich hatte schon bald einen steifen Hals. Das Filmen selbst war aber interessant. Immer wieder Ideenauswechslungen zwischen den Schauspielern und den zwei Regisseuren. Offiziell war Berni der Kameramann und "Splatter Heinze" der Regisseur, aber wie es sich herausgestellt hatte, hatten die zwei bei jedem zweiten Projekt, ihre jeweiligen Rollen gewechselt und hatten genauso viel zu sagen. Berni sagte nicht viel, aber man konnte immer sehen wann er nicht einverstanden war. Das Team - inklusive Schauspieler - war aber sehr flexibel und konnte Ideen sehr schnell umwandeln. Einmal wurde ein neues Charakter aus dem nichts erschaffen und wurde von Heinze selbst gespielt. Eine unheimliche Dynamik. Ein kontrollierter Chaos? Haliho. Heinze war sehr hektisch. Ein Typ mit konstantem Adrenalinrausch. Er versuchte sie mit seinem Radler, die er Flaschenweise verdrueckte, immer auszugleichen. Von dem was ich sah, bezog er auch die ganze schoepferische Energie aus diesem Zucker, Hopfen, Gerste Gemisch. Berni war der leise Typ. Ein ausgeglichenes Kreativpaar?

Das muss das Schloss von Dr. Dark sein

Das Fahren im Heinzes Auto war ein Hardcore Spiel fuer meine sensiblen Ohren. Heavy Metal floss aus den Lautsprechern in einer Endlos-Schleife, schon gleich auf der Hinfahrt, von Heinzes Wohnung zum Set. Ich war mit Andre in Heinzes Elternhaus untergebracht worden.

Einmal legte er endlich was anderes auf. Stephen Lynch. Folk Song. Das schon morgens. Splatter Heinze war ein Fan von japanischen Filmen. Ichi the Killer, aber eben nicht Kurosawa.

Captain Photon wird uns alle retten !!

Der arme Jim (Frank).

Ich blieb dann noch bis zum 5 Drehtag, um die Gruenbox Szene anzusehen. Ursula, Bernis Schwester, hatte am Vortag die ganze Wand angemalt. Man drehte vor dem gruenem Hintergrund und ersetzte diese spaeter mit einem anderen Bild. Ausstiegsszenen vom Raumschiff wurden gedreht.

Heinze und Berni schrieben mir spaeter dass der Abbau der Kulissen doch an ihren Herz gingen. Zwei Monate spaeter, am 19. Juli wurde der Film vorgefuehrt. Wie erwartet, hatte Berni und Heinze noch die letzte Nacht durchgearbeitet. Schnittfehler und Akustikstoerungen tauchten auf. Trotzdem war es ein extremer Erfolg. Es wurde drei mal vor einer vollen Publikum aufgefuehrt.

Bilder zu Making Of
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